Für Wasser werden wir töten
… wofür wir töten
Quo vadis Deutschland?
Eine letzte Warnung
Nur eine Welt der wirtschaftlichen Gleichheit und des gemeinsamen Schutzes der Menschen und der Umwelt schafft nachhaltigen Frieden.
Anmerkung StRJ: Ein politisches Essay gegen wirtschaftliche Ausnutzung und für den Frieden in der Welt. Der Beitrag ist gleichzeitig eine Mahnung, dass der Kampf für Energie, Wasser und Lebensmittel eine Motivation sein kann, schwere Straftaten zu begehen. Für Wasser werden wir töten.
Wir kämpfen für Geld.
Jeden Tag. Morgens zur Arbeit. Der Arbeiter arbeitet in der Produktion. Der Dienstleister leistet Dienste. Der Metzger verkauft Fleisch. Wir backen Brötchen, fahren Taxi, löschen Feuer, waschen Wäsche, verkaufen Autos. Der Architekt plant ein Haus und ärgert sich mit den Bauherren herum. Das ist der tägliche legale Kampf um Geld.
Viele Menschen begehen auch Straftaten um an Geld zu kommen. Der Anlagevermittler betrügt die Anleger. Rentner werden mit dem Enkeltrick und anderen Tricks betrogen. Diebstahl, Raub und Betrug sind an der Tagesordnung.
Manche Menschen töten für Geld. Aber eben nur einige sehr wenige Menschen machen dies. Töten.
Doch wir alle würden für Energie, Wasser und Lebensmittel töten. Wenn es um unsere blanke Existenz geht, töten wir. Dies ist unsere Natur. Wenn nur zwei Familien überleben können, entscheiden wir uns für unsere Familie. Wenn es nur noch einen Kanister Wasser gibt, werden wir darum kämpfen.
Global haben wir uns für Nord und Süd entschieden und für West und Ost. Die Armen wohnen weiter im Süden und weiter im Osten. Wirtschaftlich tut Deutschland alles dafür, dass dies so bleibt. Selbst in der EU werden die Länder im Süden und Osten arm gehalten.
Wir benötigen keinen Krieg mehr gegen andere Länder. Wir unterstützen in allen Ländern der Welt die Rebellen und halten die Länder im Osten und im Süden in Armut. Oft beliefern wir, der Westen, beide Kriegsparteien. Nur wenn diese Länder arm sind und sich nicht selbst organisieren, können wir ihre Rohstoffe billig kaufen.
Wir sind Exportweltmeister, dass heißt wir leben durch unseren Handelsüberschuss auf Kosten anderer Länder. Damit das nicht so drastisch aussieht, bauen wir in Afrika hin und wieder einen Brunnen und schicken Bilder mit Kindern um die Welt, die unser Wasser trinken und denen wir für das Foto ein Brot in die Hand geben. Die Griechen bekamen Finanzhilfen, damit sie unsere überhöhten Zinsen bezahlen können. Die
Hälfte der Differenz der verschiedenen Schuldenschnitte (70 % gegen 90 %) landete bei „Finanzinvestoren“ – immerhin ein paar Milliarden Euro. Das Geld wandert dann in Frankfurt von einem Banktower hundert Meter weiter in den anderen Banktower. Die griechischen Menschen hatten (fast) nichts davon.
Wenn wir in einem anderen Land einen Angler sehen, fragen wir ihn wie viele Fische er am Tag fängt. Sagt er, „ich fange einen Fisch pro Tag“. Dann antworten wir ihm, dass, wenn er uns seine Angel gibt, wir ihm jeden Tag drei Fische schenken. Das tun wir auch ein Jahr lang, dann bekommt er nur noch zwei Fische. Nach einem weiteren Jahr nur noch einen Fisch und dann nach drei Jahren gar keinen Fisch mehr. Der ehemalige Angler ist jetzt von uns abhängig. So machen wir das mit anderen Ländern, zum Beispiel Rumänien. Dort geht man jetzt nach dem EU-Beitritt 2007 zu Kaufland, Lidl, Penny, Deichmann, DM und Carrefour einkaufen. Die Gewinne gehen nach Deutschland oder Frankreich. Großzügig fördern wir danach deren Wirtschaft. Die Aufträge bekommen natürlich – gegen etwas Bakschisch – deutsche und andere westliche Unternehmen. Die Gelder gehen also wieder zu uns zurück. Der Angler ist der Dumme. Diese Liste ließe sich beliebig verlängern. Ausverkauf eines Landes. Hinterher, nachdem wir uns ihre Bodenschätze und Arbeiter gesichert haben, machen wir uns über diese Länder und ihre korrupten Politiker lustig. Vergessen wird, wer das Geld gegeben hat und das Bestechung theoretisch so bestraft wird wie Bestechlichkeit. Der Hohn krönt die Ausbeutung.
Soweit ist alles in Ordnung. Wir leben auf Kosten der anderen. Bisher töten die Menschen sich nur in den armen Ländern Afrikas für Wasser und Lebensmittel gegenseitig. Das interessiert uns wenig.
Die Rechten in Deutschland beschweren sich über die illegalen wirtschaftsflüchtenden Menschen, die auch durch unsere Politik arm bleiben. Wiegt die politische Verfolgung schwerer als ein Leben in Hunger und Elend? Kann ein Mensch illegal sein? Gleichzeitig kann sicherlich nicht die ganze Welt nach Deutschland ziehen. Das will die Welt auch gar nicht. Die top qualifizierten Personen aus anderen Ländern wollen gar nicht mehr nach Deutschland. Politisch können wir aber nicht wirklich eine Struktur aufbauen für eine Einwanderung qualifizierter Personen und eine angemessene Lösung für Flüchtlinge. Mitte links sagt: Alle rein. Rechts sagt: Alle raus. Beides ist keine Lösung. Mitte rechts hat sich konzeptionslos aufgelöst.
Ölkonzerne kaufen Lizenzen für Erdölquellen und diktieren danach die Preise. Die Lizenzen sind Gegenstand von Korruption und Streitigkeiten in Milliardenhöhe. Systematische „Übergewinne“ in den westlichen Ländern kennzeichnen die Krise. Die Politik ist machtlosJ Wer es glaubt wird selig.
In den Verkehrskorridoren der Welt gehen die Aufträge an westliche Unternehmen. Lokale Vergabestellen werden geschmiert.
Banken erhalten Genehmigungen und dürfen unter dem Rettungsschirm der Steuergelder spekulieren und verlieren (Hypo Real Estate, Wirecard). Systemrelevant muss man sein. Strafrechtsprozesse wegen Untreue werden nicht in Gang gesetzt oder enden mit Einstellungen gegen Geldauflagen und Freisprüchen.
Internationale Konzerne müssen in Deutschland keine Steuern zahlen, weil der deutsche Fiskus bei internationalen Konzernen Aufwendungen für Lizenzgebühren
anerkennt, die frei erfunden sind. Warum darf der Möbel-, IT-, oder Sportkonzern eine Steuergestaltung wählen, die für jeden anderen Steuerhinterziehung bedeutet (42 und 370 AO). Jeder andere Steuerpflichtige wird gnadenlos besteuert und muss sogar geschätzte Steuern zahlen, denen oft keine entsprechenden Einnahmen gegenüberstehen. Warum erlaubt der deutsche Staat diese Steuerhinterziehungen in Milliardenhöhe bei Konzernen? Es darf spekuliert werden. Im Wahrsten Sinne des Wortes.
Bei den Cum-Ex-Deals in Milliardenhöhe gibt es bis heute eine eingeschränkte Strafverfolgung. Warum? Weil zu viele Personen beteiligt waren? Es darf (weiter) spekuliert werden.
Beim staatlichen Rundfunk findet eine Luxus-Selbstbedienung der Führungsriege statt, dass einem schwindelig wird. Der deutsche Bürger finanziert dies durch die Zwangsabgabe GEZ.
Wenn große Unternehmen insolvent werden, werden die ArbeiterInnen entlassen und die Manager bekommen die millionenschweren Abfindungen oder lassen die Vermögenswerte vorher verschwinden (Mannesmann, Karstadt, Schlecker).
In der harten jahrelangen Coronazeit bekommen die Pflegekräfte viel Lob und die Politiker das Geld. Der normale Bürger guckt in die Röhre. Die Gastronomie hört auf Geld zu verdienen, ist aber nicht insolventJ- so lehrt es uns der Wirtschaftsminister.
Diese „Betrügereien“ lassen sich die deutschen Bürger von Politik und Wirtschaft seit Jahrzehnten gefallen. Das ist unser System; aufgebaut auf dem Rücken des Volkes.
Aber es ist alles in Ordnung. Bisher. Der kleine Arbeiter/In muckt nicht auf. Die Gewerkschaften feiern Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate. Die deutsche Gesellschaft ist zufrieden.
Bisher hat es den normalen Bürger in Deutschland erstaunlicherweise letztendlich nicht nachhaltig gestört, wenn sich die Großen bedienen und die Kleinen bezahlen dürfen. Solange der Bürger sein ausreichendes Auskommen hatte, war die Welt in Ordnung.
Die aktuelle Energiekrise ausgelöst durch den Ukrainekrieg ändert dies. Sie bringt Menschen und Unternehmen in eine existentielle Bedrängnis. Menschen verschulden sich um zu heizen. Unternehmen gehen insolvent – in der einen oder anderen Lesart. Der Staat versucht mit der Gießkanne aus 200 Steuermilliarden die Auswirkungen von – über 20 Jahre selbst verschuldeter, weil verschlafener Energiewende – Energieknappheit zu lindern. Es wirkt wie das Löschen von Waldbränden mit Wassereimern. Ein paar verzweifelte Menschen gehen halbherzig auf die Straße um zu demonstrieren. Tagesaktuell bestimmen wir den „Schurken-Staat“ (Irak, Iran, etc.) und die Guten (Saudi-Arabien). Mal der eine, mal der andere. Aber bitte nicht beide gleichzeitig. Tagesaktuell sind wir moralisch korrekt. Zersägte Menschen geraten da schon mal in Vergessenheit. Der zu tief geratene Bückling des Ministers vor der Majestät. Die bunte Armbinde auf der Tribühne der Frau Ministerin. Tagesaktuell bestimmen wir unsere Politik. Heute ein bisschen nach links. Morgen ein bisschen nach rechts. Wir belehren alle und jeden. Gleichzeitig halten wir das Fähnchen in den
Wind. Frieden schaffen ohne Waffen heute, Waffen für alle morgen. Die Halbwertzeit grüner Überzeugungen hat sich um ein Vielfaches verkleinert.
Frieren für den Frieden. Ein mit einem hohen Preis erkaufter Satz, der auch in seiner Logik nicht zwingend konsequent sein muss. Es sind schwierige Zeiten. Die Lage ist komplex. Jahrelange Einfachheit rächt sich in einer Komplexität, die sich als „Schachmatt“ beschreiben lässt.
Das Paradoxon: Trotz Gasmangel mit Vollgas gegen die Wand.
Hier sind wir im Status Quo. Am Limit.
Die deutschen Konzerne sollen mit einer Strompreisbremse eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit erhalten. Kleine und mittlere Unternehmen bekommen Nichts. Der Mittelstand schmiert ab und rutscht jeden Tag mehr in die Insolvenz. Dagegen bekommen TSMC aus Taiwan für den Bau der neuen Chipfabrik in Dresden 5 Milliarden Euro Subventionen und Intel für seinen Bau in Magdeburg 10 Milliarden Euro. Politisch gewollt. Mit guter Absicht. Den Wirtschaftsstandort Deutschland international stärken. Aber: Ist das wirklich sinnvoll? Ist das gerecht?
Wir fördern Ideologien und Konzerne und verlieren das Volk. Noch rebelliert das deutsche Volk nicht. Oder doch? Sind die politischen Verschiebungen Vorboten einer politischen Spaltung?
Aber jetzt gehen wir noch weiter: Wir überschreiten das letzte Limit der (gerade noch) friedlichen Gesellschaft.
Der Klimawandel reduziert das Wasser. Deutschland kann sich nicht einmal zu einem Tempolimit aufraffen. Rasen für ein letztes Gefühl der Freiheit vor dem Ende. Ohne Tempolimit ungebremst in den Abgrund. Das Heil wird im Strom gesucht. Der Stromverbrauch steigt und steigt. Doch wir werden das schaffen, so lautet die Parole. Wir schalten alle Kraftwerke ab und die Windkraftanlagen an. Früher oder später sollte das klappen. Doch es dauert. Es dauert lange. Der Klimawandel geht weiter. Das Wasser wird knapper und knapper. Deutschland handelt besonnen und zukunftsorientiert – wie immer. Wir kaufen einfach die letzten Wasservorräte; beziehungsweise unsere westlichen Konzerne kaufen Wasservorräte in den Dritte- Welt-Ländern. Wasser wird zum Handelsgut. Wer nicht bezahlen kann, verdurstet. Das ist uns egal. Ist ja (noch) nicht in Deutschland. Aber für Wasser werden sie töten. Keine Waffe der Welt wird einen Menschen davon abhalten für Wasser zu töten.
Noch ist es weit weg.
Doch was passiert, wenn Wasser auch in Deutschland immer teurer wird. Wenn Wasser zur unbezahlbaren Handelsware wird, bricht das System zusammen, weil sich niemand davon abhalten lassen wird, sich Wasser zu nehmen – gleich, ob er oder sie es bezahlen kann oder nicht.
Unser System der wirtschaftlichen Ausbeutung von anderen Ländern wird am Wasser zerbrechen. Wenn Deutschland diesen letzten Schritt der Ausbeutung geht, wird es sich selbst abschaffen. Es ist ein Schritt zuviel.
Wasser ist keine Handelsware. Der Zugang zu Trinkwasser ist ein Grundrecht für jeden Menschen auf der Erde.
Das Wasser gehört dem Volk. Wasserquellen müssen immer Staatseigentum bleiben. Sie sind unverkäuflich. Wasserquellen sind zu schützen. Wenn die Privatisierung und Vernichtung von Süßwasserquellen weiter geht, wird das System sich selbst aufheben. Dann war der furchtbare Ukrainekrieg nur ein unbedeutendes Vorspiel einer finalen Katastrophe. Bei Wassermangel ist die Ordnung der Gesellschaft aufgehoben.
Für Wasser werden wir töten.