Gewalt richtig „bekämpfen“
Alle Menschen brauchen Anerkennung – Geben wir sie ihnen.
Das extreme Streben nach Anerkennung verachtet das Leben.
Die Gesellschaft, die Menschen ausgrenzt, schafft ihr eigenes Gewaltpotential
Zwischen Instagram und Terrorismus
Wir alle wollen Anerkennung. Dies ist erstmal „normal“. Anerkennung ist eine entscheidende Triebfeder für unser Handeln. Im Sport, in der Schule, im Beruf, in der Mode, privat, überall möchte man der oder die Erste sein. Besonders sichtbar wird dies in sozialen Netzwerken wie z. B. Instagram. Ein schönes Selfie in verschiedensten Posen und mit verschiedensten Hintergründen. Das Hab und Gut wird zur Schau gestellt.

Das neue Auto, vielleicht sogar ein Flugzeug, das Boot, der Urlaub, die Kinder, das Haus, der Abschluss, etc. Der neue Freund und die neue Freundin werden angepriesen, damit das soziale Umfeld staunt und klatscht. Alle sollen mich bewundern. Das Problem dabei ist: Wo es eine Nummer Eins gibt, gibt es in der Regel tausende zweite, dritte, vierte, fünfte und so weiter. Vielleicht reicht es da schon zu den ersten 10 % zu gehören.
Aber was ist mit den anderen 90 %. Langweiliger Durchschnitt. Wer sich in der „unteren“ Hälfte oder ganz am Ende befindet, zu dumm, zu hässlich, zu erfolglos, zu arm, der kann nicht protzen im Internet, sondern wird vielleicht sogar gemobbt und beschimpft. Das „soziale“ Netzwerk wird daher eher zum „unsozialen“ Netzwerk. Wer sich in die Öffentlichkeit des Netzes begibt, ist schnell „Zielscheibe“ für „Mobbing“ und „Shitstorms“. Hinzu kommen Neid. Wer ganz oben ist kann auch tief fallen. Diese Erfahrung mussten schon Einige erleben. Wie gehen die „Verlierer“ des Netzes mit der Enttäuschung um. Die einen werden traurig und depressiv, ziehen sich eher zurück. Die anderen werden eher aggressiv und suchen die Anerkennung woanders. Hier kommen verschiedenste Organisationen ins Spiel, die die „Verlierer“ der Gesellschaft „auffangen“ und sie wieder aufwerten, zum Beispiel rechte oder linke extreme Organisationen. Hier bekommt der „Verlierer“/die „Verliererin“ wieder ein Gesicht. Der Verlierer wird wieder aufgebaut, bekommt vielleicht einen Dienstgrad, eine Aufgabe und Anerkennung.
Bomben für Ehre. Steine für „Wichtigsein“. Demonstrationen für das WIR Gefühl. Rechte Gewalt für Dienstgrade. Gewalt für Anerkennung. Rache an den „Schuldigen“. Rache an der Gesellschaft bis hin zum Töten von Politikern als Stellvertreter für die Gesellschaft.
… Du bist wirklich saudumm, darum geht s Dir gut, Hass ist Deine Attitüde, ständig kocht Dein Blut, alles muss man Dir erklären, weil Du wirklich gar nichts weißt, … Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe…
„Schrei nach Liebe“ ist ein Lied der Berliner Punkrock-Band „Die Ärzte“ von 1993, das sich gegen Neonazis richtet. Dieses Lied ist immer noch hochaktuell und gilt für rechte und linke Gewalt gleicher Maßen.
Die Politik macht leider immer wieder den Fehler und versucht, die Gewalttäter von „rechts“ und „links“ und „aus dem Islam“ politisch zu bekämpfen. „Rechts“ oder „Links“ spielt für die Problematik oft keine Rolle. Menschen, die nur um Gewalt auszuüben, auf die Straße gehen, sind meist oder zumindest zunächst nicht politisch. Sie wollen Anerkennung und ihr Unterlegenheitsgefühl kompensieren. Diese Menschen fühlen sich abgehängt und ausgegrenzt. Sie suchen eine Gruppe, in der sie Anerkennung erfahren. Um mehr geht es nicht. „Diese Terroristen“ bomben ihren Frust hinaus. Diese Menschen bomben für Liebe und Anerkennung. Solange Politik allerdings viele Menschen vergisst, wird das Gewaltpotenzial weiter ansteigen. Gegen Gewalt für Anerkennung hilft auch keine Polizei, sondern nur ein besseres Sozial- und Schulsystem. Wir müssen alle Menschen sozial mitnehmen. Wieviel Niederlagen muss ein 22-jähriger-junger Mensch erfahren haben um alles zerstören zu wollen; um sich selbst zerstören zu wollen. Junge frustrierte Menschen tun alles für Anerkennung. Es spielt danach keine Rolle mehr, WER sie zur Gewalt verführen kann, ob „rechts“, „links“ oder „Islamisten“ oder „Amokläufer“ oder sie sich mit „Roofing“, „Illegalen Autorrennen“ oder „Eisenbahnsurfen selbst an den Rande des Todes bringen. Der Schrei nach Anerkennung verachtet das Leben.
Die Politiker, die es schaffen, die Gesellschaft wieder zu vereinen, müssen die kommenden Wahlen gewinnen. Wenn ALLE Menschen INNERHALB unserer Gesellschaft Anerkennung finden, wird Terror und Gewalt aufhören. Wir dürfen in unserer Gesellschaft nicht als Reflex die Attentäter dadurch belohnen, dass wir sie genau als das Darstellen was sie gar nicht sind; als „Helden“. Wir machen die Täter durch unsere Berichterstattung zu dem was sie nicht sind: „Islamisten“ oder „Nazis“ oder „Linke“. Wir geben den Gewaltverführern genau das was sie wollen: Anerkennung für ihre Soldaten. Anerkennung für die „armen Idioten“ die sich haben zur Gewalt verleiten zu lassen. WIR müssen den Menschen VOR der Verführung zur Gewalt die nötige Anerkennung geben. WIR dürfen keine Menschen zurücklassen, die sich dann als Versager fühlen. WIR sind das Europäische Volk. Dazu gehörte auch der Terrorist, nur hat ihm das vielleicht keiner gesagt. Das verzweifelte Gefühl ein Versager zu sein hat ihn getötet und viele unschuldige Menschen mit. Das Unglück wird aber von dem euphorischen Gefühl, den Attentäter erschossen zu haben, nicht kompensiert. Das selbstbefriedigende Töten des Angreifers wird für die Zukunft nichts verbessern. Es wird neue Opfer geben und wir werden den Angreifer wieder euphorisiert erschießen. Die Politiker reagieren reflexartig mit neuer Härte, die neue Verlierer schafft, die neues Unglück produzieren. Die Spirale der Gewalt löst das eigentliche Problem nicht, sondern verschlimmert es. Selbstverständlich müssen schwere Verbrechen hart bestraft werden; schon aus generalpräventivem Effekt. Das eigentliche Problem wird damit nicht gelöst.
WIR sind das Volk. WIR müssen alle Menschen mitnehmen, vor und nach der nächsten Bundestagswahl. Der stumme Schrei nach Liebe muss vorher bereits gehört werden. WIR müssen ALLEN Menschen Anerkennung geben. WIR dürfen keine „Verlierer“ kreieren. Menschenwürdige Arbeitsplätze für ALLE Menschen zu angemessenen Löhnen. Gelebtes Gemeinwohl. Nicht den übermäßigen Erfolg stilisieren zu einer unerreichbaren Sache, die viele „Verlierer“ zurücklässt, bzw. diese sich so fühlen lässt. WIR müssen der Gesellschaft klarmachen, dass es keine Verlierer gibt. Auf Instagram vielleicht mal einen Misserfolg oder ein Alltagsfoto posten. Das gibt allen das Gefühl, das nicht alles perfekt sein muss. Anerkennung für ALLE schafft gesellschaftlichen Frieden und verhindert Straftaten.